Der Name

Gutachten zum Namen Vielhauer

Zusammenfassung des Gutachtens der Universität Leipzig durch Walter Vielhauer

Allgemeines

Familiennamen haben sich im 12./13. Jahrhundert aus Beinamen zum Rufnamen entwickelt.
Beinamen werden in fünf Hauptgruppen gegliedert: Rufnamen, Beruf, Herkunftsort, Wohnstätte, Übernamen. Festzuhalten ist, dass der Beiname zumindest zum Zeitpunkt seines Entstehens eine sinnvolle und verständliche Bedeutung hatte.

Der Name Vielhauer

Mit 326 Telefonanschlüssen gehört Vielhauer zu den relativ häufigen Familiennamen in Deutschland. Zur Bestimmung der ursprünglichen Heimat eines Familiennamens liefert die Namensgeographie einen meist entscheidenden Beitrag. Dabei liefert die relative Verteilung des Namens eine zutreffende Aussage (Anzahl des Namens im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung eines Kreises oder einer Stadt). Das so ermittelte stärkste Zentrum des Namens ist im Stadtkreis Heilbronn.

Die zweite Schreibweise mit Villhauer ist als Variante von Vielhauer zu bestimmen mit einer klaren Konzentration des Namens im Rhein-Neckar-Kreis. Hieraus ist zu schließen, dass Vielhauer und Villhauer Varianten ein und desselben Namens sind.

Weiter kann man durch die genealogische Datenbank der Mormonen das Heimatgebiet eines Namens eingrenzen. In dieser Datenbank ist der Name Vielhauer mit über 1.700 Einträgen vertreten, von denen 1.600 aus dem Norden Badens und Württembergs kommen. Die historischen Belege gehen dort bis 1550 zurück und kommen aus Böckingen / Heilbronn / Neckarkreis.

Die weiteren historischen Belege haben ihren Ursprung in Oberschlesien. Alle Vielhauer, Fielhauer und Filhauer haben dort nach der Bevölkerungserhebung in Polen aus dem Jahre 2002 ihren Wohnsitz.

Sprachanalyse von Vielhauer

Die Herleitung konzentriert sich in dem Gutachten auf zwei Möglichkeiten.

In einigen namenskundlichen Werken wird Vielhauer auf den Berufsnamen des Feilenhauers zurückgeführt. Das Werkzeug Feile hieß in mittelalterlicher Zeit vile. Von 1350 bis 1500 setzte eine Lautentwicklung ein (Diphthongierung). Diese sprachliche Entwicklung setzte sich aber nicht im gesamten damaligen deutschsprachigen Raum durch.

In den Regionen im Norden Baden-Württembergs (dort wo Vielhauer seit 1550 ab stärksten nachzuweisen ist) kann der Name aus lautlichen Gründen nicht auf den Beruf des Feilenhauers zurückgeführt werden, da der Name dort im diphthongierenden Gebiet liegt.

Der Name Vielhauer (Villhauer) ist hier auf einen anderen Ursprung zurückzuführen. Es handelt sich hier um eine Zusammensetzung des Grundwortes Hauer mit dem Adverb viel (mittelhochdeutsch vil, vile, mittelniederdeutsch vele, vel, vil). Hauer ist ein mehrdeutiger Berufsname, da eine „hauende“ Tätigkeit bei mehreren Berufen eine Rolle spielt, vor allem ist hier an Holzhauer, Erzhauer und Rebhauer (Weinbergarbeiten) zu denken.

Die mit Viel- „viel“ zusammengesetzten Berufsnamen bezeichnen besonders eifrige und fleißige Personen. Der Vielhauer war also ein „fleißiger Hauer“, wobei offen bleiben muss, ob er als Holz-, Erz- oder Rebhauer tätig war.

Fazit des Gutachters zum Familiennamen Vielhauer:

„Bei Vielhauer und den Namenvarianten Fielhauer und Villhauer handelt es ich um einen Berufsnahmen, mit dem entweder ein Feilenhauer oder ein besonders fleißiger „Hauer“ benannt wurde. Die Bedeutung „Feilenhauer“ kann nur im nicht-diphthongierenden Gebiet zugrunde liegen (s. Gutachten), die zweite Möglichkeit kommt im gesamten deutschen Sprachgebiet in Frage.“

(s. ges. Gutachten / 9 Seiten als Bilddatei)

Anmerkungen (Walter Vielhauer):

Geographisch und historisch konzentrieren sich die Vielhauer’s nach den Ergebnissen der bisherigen Ahnenforschung  im Raum Böckingen / Heilbronn (s.o.). Dort bewirtschaften sie auch heute noch Weinberge oder stammen von Weinbauern ab. Damit ist anzunehmen, dass der Name Vielhauer hier vom Hauen im Weinberg abstammen wird.

Die zweite im Gutachten angesprochene Konzentration in Oberschlesien (heute Polen) dürfte durch Wanderungen entstanden sein. Schwerpunkt der Forschung ist zur Zeit der Kreis Leobschütz/OS mit der Kommende Gröbnig und den dazugehörigen Zinsdörfern  (bes. Schönbrunn).
Viele Hinweise sprechen zur Zeit dafür, dass von den dortigen Klöstern Siedler aus dem heutigen Baden-Württemberg gerufen worden sind. Durch Flucht und Vertreibung nach dem 2. Weltkrieghaben sich Vielhauer’s aus Oberschlesien über ganz Deutschland verteilt.

Auch in den USA sind die Vielhauer’s stark vertreten. Sie stammen nach der bisherigen Forschung überwiegend aus der Gegend von Heilbronn (s.o.).

Zwischenzeitlich sind einige Genanalysen erfolgt.

Die Anzahl der Teilnehmer zeigt noch keine repräsentativen Aussagen. 
Bisher angenommene Verbindungen zwischen Oberschlesien und Franken / Baden-Würtemberg /  Heilbronn haben sich nicht ergeben.

Zwischen Heilbronn und Niederschlesien besteht eine genetische Verbindung.
Setzt sich diese höchst interessante erste Entwicklung fort, so muss über einige grundsätzliche Aussagen zu geschichtlichen Wanderungen der Vielhauer’s nachgedacht werden. 

 

 
Mehr zum Thema: